Die Schweizer Schauspielerin, die zusammen mit ihrer Kollegin Marie Wuillème das To-do-Theater gründete, hat die Musik der „Queen of Rock“ schon früh bei ihrem musikbegeisterten Vater kennengelernt. Als Stoff für ihr erstes gemeinsames Bühnenstück geriet die Sängerin jedoch eher zufällig in ihren Fokus. „Wir wollten eigentlich eine szenische Lesung aus einer berühmten Brieffreundschaft zusammenstellen“, erzählte Marie Wuillème, „dabei stießen wir auf das Buch von Laura Joplin, der Schwester von Janis“. Das Thema faszinierte die beiden Schauspielerinnen, und da sie aus Gründen des Urheberrechts die Briefe nicht direkt zitieren konnten, kam ihnen die Idee, selbst ein Stück über Janis Joplin zu schreiben.
Entstanden ist eine unterhaltsame Collage, in der sich Zitate aus dem Briefwechsel der beiden Schwestern und aus zeitgenössischen Konzert- und Plattenkritiken mit kurzen Szenen aus dem Leben Janis Joplins verbinden. Ein schnell geschnittenes, flimmerndes Kaleidoskop kurzer Einblicke in die schrille Welt der Sechziger Jahre, mit Ausschnitten aus Originalaufnahmen der Musik. „Wir wollen den Menschen hinter dem Rockstar zeigen, nicht nur die heroinsüchtige Sängerin“, sagte Josephine Esskuche. Die Briefe an die kleine Schwester Laura − und damit an die Familie − geben daher die Perspektive vor.
Durch diesen rein privaten Blickwinkel erfahren die Zuschauer viel über das ambivalente Verhältnis von Janis Joplin zu ihrer Familie. Die zunehmende Fokussierung auf die zerstörerische Gewalt der Drogen und des Musikbetriebs lässt aber den dunklen zeitgeschichtlichen Hintergrund blass erscheinen. Die Motivation für ein Leben jenseits der Norm ist nur zu ahnen. Die offen vollzogene Selbstzerstörung war eben nicht nur dem Rollenbild des Rockstars geschuldet, sondern auch dem Aufbegehren der schon in ihrer Schulzeit als Freak und Außenseiterin Markierten gegen die bigotte Moral, die starren Normen und den offenen Rassismus ihrer Zeit.
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